Ehrfurcht und Verteufelung


In heidnischer Zeit allerdings überwog die Ehrfurcht .
In germanischen wie in iranischen Religionsmythen sind Raben dem höchsten Gott zugeordnet.
Für pazifisch-nordamerikanischen Indianerstämme ist der Rabe der große Schöpfer,
Verwandler und Held, ein Symbol göttlicher Kraft.
Die jüdische und noch mehr christliche Glaubensdogmatik drängte diese Nähe
zu Göttlichem immer mehr zurück.
Schon im alten Testament galten Raben als unrein und christliche Apologeten haben an die Stelle
der im Schicksal des Propheten Elias noch mitschwingenden Gottgesandtheit
der Raben endgültig die Verteufelung gesetzt.
So wurde aus den einst den Göttern heiligen Tieren der germanischen,
asiatischen und indianischen Mythen die Inkarnationen des Bösen.
Der Glaube war verbreitet, sie raubten den Verstorbenen,
deren Leichen sie nicht als Fraß verschmähten, ihre Seele.
Hierzu passen auch Vorstellungen von der ausgleichenden Gerechtigkeit
durch Seelenwanderung in verschiedenen Kulturkreisen.
Nach altem Volksglauben der Bretagne verlässt die Seele eines verstorbenen Rechtschaffenen
diesen als weiße Taube, die eines Menschen jedoch,
der ohne Vergebung seiner Sünden starb, fliegt als schwarzer Rabe davon.
Solche Vorstellungen wurzeln tief in den das Abendland prägenden Religionen.
Raben und Krähen waren folgerichtig ähnlich wie Eulen in den mittelalterlichen Hexenprozessen
und Verfolgungsexzessen als Begleiter der Hexen hart betroffen.
So tief saß die Angst, dass es schon genügte,
wenn eine Krähe einer Frau bei der Feldarbeit zu nahe kam,
um diese der Hexerei und Teufelsbuhlerei zu bezichtigen.
Besonders die Elster galt als Hexenvogel, ja sie war selbst eine verwandelte Hexe.
In vielen Gegenden Europas wurden Elstern, vergleichbar den Schleiereulen,
zur Abwehr des Bösen oder von Krankheiten an Türen oder Balken genagelt.
Tote Krähen wurden zu ähnlichem Zweck in die Ställe gehängt.